Am 10. März 2020 jährt sich zum 250. Mal jenes Patent, mit dem die Einführung der Hausnummern angeordnet wurde. Klein und unscheinbar haben sie sich an den Häuser festgemacht und scheinen keine Geschichte zu haben, so selbstverständlich, so alltäglich sind sie für uns geworden; dabei wurden die 1770 vergebenen Konskriptionsnummern nicht etwa eingeführt, um den in der Stadt lebenden Menschen oder Fremden die Orientierung zu erleichtern, sondern um gemeinsam mit einer Volkszählung der Seelenkonskription ein neues Rekrutierungssystem vorzubereiten.
Kein Wunder, dass es wegen dieser militärischen Zielsetzung zumindest vereinzelt zu Widerstandsaktionen gegen die neue Kontrolltechnik kam; doch wusste die Bevölkerung auch, die Hausnummern für ihre eigenen Zwecke anzueignen, bis in die jüngste Vergangenheit, wie die Geschichte der Hausnummer Ballhausplatz 1A beweist.
Manche der im 18. Jahrhundert vergebenen Nummern sind heute noch an den Wänden der Häuser sichtbar; die Flanerie stellt einige davon vor und liefert damit Einblicke in die Geschichte vergangener und gegenwärtiger Ordnungssysteme. Die Route führt vom Ballhausplatz durch die Innenstadt und endet in der Walfischgasse.
Zum Vorbereiten oder Nachlesen: Tantner, Anton: Die Hausnummern von Wien. Der Ordnung getreue Zahlen. (=Enzyklopädie des Wiener Wissens; XXIV). Weitra: Bibliothek der Provinz, 2016, mehr Infos unter Anton Tantner: Hausnummern
Zur Person
Anton Tantner ist Privatdozent für Neuere Geschichte an der Universität Wien. Zu seinen Forschungsschwerpunkten gehören Registrierungs- und Identifizierungstechniken, die historische Medienwissenschaft und neue Medien in den Geschichtswissenschaften. 2013 wurde er von der Stadt Wien mit dem Preis für Stadtgeschichtsforschung ausgezeichnet.
Mehr zu seiner Forschung unter: Website Anton Tantner