Nichtort, Kommerz, „flows“, Beschleunigung – kaum ein technischer Ort wurde in der jüngeren Kulturtheorie so fetischisiert wie der Flughafen. Dass Flughäfen jedoch über viel Bodenhaftung verfügen, zeigt Nils Güttler anhand der Umwelt- und Wissensgeschichte von Frankfurt „Rhein-Main“.
Der Flughafen ist historisch gesehen nicht nur ein Ort der Mobilität, sondern immer auch ein Ort der angewandten Wissenschaften gewesen. Das örtliche Klima, die komplexen Verkehrs-, Betriebs- und Logistikabläufe und nicht zuletzt die oft verheerenden Auswirkungen des Luftverkehrs auf die Bevölkerung wie Luftverschmutzung und Lärm – gerade die großen Flughäfen mussten sich im Laufe des 20. Jahrhunderts ein spezifisches regionales Wissen aneignen, um in ihrer sozialen und natürlichen Umgebung funktionieren zu können. Dabei haben Luftverkehrshubs wie Frankfurt auf verschiedenen Ebenen Wissen über technische und natürliche Umwelten produziert, und sie haben die Vorstellung davon, was Umwelt ist, schleichend verändert. In seinem Vortrag verwebt Nils Güttler drei Geschichten: die Geschichte des Flughafens, die Geschichte der Region – des Rhein-Main-Gebietes – und die Geschichte des ortsspezifischen Infrastrukturwissens.
Nils Güttler ist Postdoc an der Professur für Wissenschaftsforschung der ETH Zürich. Seine Forschungen bewegen sich an der Schnittstelle von Umwelt- und Wissensgeschichte. In seiner Doktorarbeit, die schwerpunktmäßig am Max-Planck-Institut für Wissenschaftsgeschichte in Berlin entstand, beschäftigte er sich mit Kartierungspraktiken in der Botanik des 19. Jahrhunderts. Derzeit ist er IFK_Research Fellow.