Wo: Humboldt-Universität zu Berlin
Wann: 12./13. März 2020
Das vom Fachverband Wissenschaftsgeschichte in Zusammenarbeit mit dem Lehrstuhl für Wissenschaftsgeschichte an der Humboldt-Universität organisierte Werkstattgespräch knüpft nach einer mehrjährigen Pause an die Tradition der Treffen zum Austausch über die Lehre in der Wissenschaftsgeschichte an. Insbesondere hat sich seit dem letzten größeren Treffen 2015 an der TU Berlin zusammen mit der Technikgeschichte [1] und nach dem auf die Digital Humanities fokussierte Treffen in Göttingen 2016 die Vertretung der wissenschaftshistorischen Lehre im deutschsprachigen Raum deutlich verändert und damit häufig auch ihre Themen und Formen in der Lehre. Nach der jüngsten vielstimmigen Diskussion über die Zukunft der Wissenschaftsgeschichte insbesondere auch im Spannungsfeld zu einer Wissensgeschichte [2], stellt sich die Frage, welche Wirkung diese Phase der Selbstvergewisserung des Faches auf die Lehre hat, haben sollte oder auch nicht haben sollte.
So vielfältig, innovativ und in alle Richtungen Verbindungen knüpfend, wie sich die wissenschaftshistorische Forschung in den letzten Jahrzehnten entwickelt und Beachtung gefunden hat, so dringend stellt sich die Frage nach dem disziplinären Kern des Faches, welcher sich in erster Linie in der Lehre manifestiert. Sie definiert, was Wissenschaftsgeschichte ist, indem sie den Nachwuchs ausbildet und Gegenstandsbereiche, Methoden sowie Frage- und Anwendungshorizonte umreißt. Das tut sie als eine historische Wissenschaft, die schon lange nicht mehr nur naturwissenschaftliche Wissensproduktion betrachtet, und als ein Fach, das Orientierungswissen vermittelt und das sowohl ein besonderes historisch gewachsenes kritisches Potential wie eine eigene Methodenkompetenz mitbringt, die es etwa von der Wissenschaftsforschung, -philosophie, -soziologie oder auch der Kulturwissenschaft unterscheidet. In einer Zeit der „alternativen Fakten“ ist die Wissenschaftsgeschichte prädestiniert, die organisierten, systematischen und kritisch reflektierenden Formen der Wissensproduktion als sozial verankerte Praktiken in ihrer Entwicklungen klar aufzuzeigen. Daraus ergeben sich vielfältige Aufgaben für die Lehre sowohl in eigenen Studiengängen wie als Erweiterung von anderen natur-, geistes- und sozialwissenschaftlichen Studienangeboten. Je nach Etablierung und fachlichen Verankerung in der Geschichte, Philosophie oder Naturwissenschaft haben die verschiedenen Professuren für Wissenschaftsgeschichte im deutschen Sprachraum natürlich eigene Lehrprofile. Die Tradition der Überblick gebenden Epochenvorlesungen ist schon länger nicht mehr an allen Standorten üblich (oder stößt schnell an Grenzen, will man etwa die Entwicklungen der Naturwissenschaften parallel mit der von Human- oder Geisteswissenschaften darstellen) und die geringe Größe des Instituts- oder Lehrstuhlpersonals bringt unterschiedliche Schwerpunkte des Lehrangebots zwangsläufig mit sich. Dennoch kann auch die Wissenschaftsgeschichte – und wer sollte das besser wissen als sie – nur dann eine Disziplin sein und Lehre sinnvoll durchführen, wenn sie einen Identitätskern behauptet, aus dem sich Gegenstand, Methode und Anspruch ableiten.
Folgende Themenfelder haben sich bisher herauskristallisiert, die in Präsentationen Diskussionen behandelt werden sollen.
(1) Gibt es einen Kern der wissenschaftshistorischen Lehre – inhaltlich wie methodisch? Welche Erfahrungen wurden beispielsweise mit Einführungskursen oder Grundvorlesungen gemacht? Welche Perspektiven der Weiterentwicklung gibt es?
(2) In welchen Formen wird Wissenschaftsgeschichte in eigenen Studiengängen oder innerhalb anderer Studiengänge gelehrt? Und wie kann ohne eigene Studiengänge der Wert wissenschaftshistorischer (Zusatz-)Qualifikation aufgezeigt werden?
(3) Welche Probleme/Chancen ergeben sich aus den unterschiedlichen Einbindungen in historische, philosophische und naturwissenschaftliche Institute in Bezug auf Lehre?
(4) Welche Formen der Lehre können für ein breites Interess(ent)enfeld sinnvoll sein? Wie entwickelt sich überhaupt das Interesse der Studierenden bzw. auf welche Weise gewinnt man diese für die Wissenschaftsgeschichte? Gibt uns hierfür der international Vergleich Anregungen? [3]
(5) Wie gehen wir mit der Spannung zwischen Wissenschafts- und Wissensgeschichte um? Wie mit der Breite wissenschafts- und wissenshistorischer Forschung im Kontrast mit dem notwendigerweise begrenzen Umfang des Kurrikulums?
(6) Welche neuen Methoden und Formen der Lehre haben sich für die Wissenschafts- und Wissensgeschichte als besonders geeignet herausgestellt? (etwa: Co-Teaching, Forschungsorientierung, digital ...)
Vorschläge von Beiträgen, die entweder eine Präsentationen einer Lehrveranstaltung oder ein (erprobten) Lehr-Konzepts vorstellen, sich als ein Impuls-Beitrag für eine (Podiums-)Diskussion eignen und auch konzeptionellen Überlegungen einbringen können oder welche innovative Lehrformate zur Diskussion stellen, sind besonders erwünscht. Selbstverständlich sind auch weitere Themen willkommen.
** Wir bitten hierfür bis zum 31. Januar 2020 um Vorschläge. **
Für die Vorschläge gibt es keine vorgeschriebene Form, sie sollten möglichst konkret sein, können aber gern Alternativen der Präsentation anregen, etwa neben der Form der Einzelpräsentation auch als Impuls-Beitrag, als (Streit-)Gespräch mit einem Wunschpartner etc. Es ist geplant zur Programmgestaltung den Beteiligten eine Online-Plattform zur Verfügung zu stellen, auf der das endgültige Programm gemeinsam entwickelt werden kann.
* Besonders erwünscht ist auch die Teilnahme des wissenschaftlichen Nachwuchses, der häufig integrale Teile der Lehre übernimmt.
* Darüber hinaus können sich Absolventinnen und Absolventen mit BA oder MA in Wissenschaftsgeschichte aus den letzten drei Jahren für einen Workshop bewerben, auf dem sie gemeinsam Thesen zur Lehre aus der Sicht der Studierenden erarbeiten und in die Diskussion einspeisen. Bewerbung bitte mit einem kurzen CV und Motivationsschreiben.
Reise- und Unterkunftskosten können für Absolventen und Nachwuchs übernommen werden, sowie für Vortragende, sofern sie dafür nicht auf geeignete Mittel ihrer Institutionen zurückgreifen können.
Für Rückfragen stehen wir gerne zur Verfügung und freuen uns auf den Austausch.
Arne Schirrmacher (Arne.Schirrmacher@hu-berlin.de)
Christina Brandt (christina.brandt@uni-jena.de)
Das vom Fachverband Wissenschaftsgeschichte in Zusammenarbeit mit dem Lehrstuhl für Wissenschaftsgeschichte an der Humboldt-Universität organisierte Werkstattgespräch knüpft nach einer mehrjährigen Pause an die Tradition der Treffen zum Austausch über die Lehre in der Wissenschaftsgeschichte an. Insbesondere hat sich seit dem letzten größeren Treffen 2015 an der TU Berlin zusammen mit der Technikgeschichte [1] und nach dem auf die Digital Humanities fokussierte Treffen in Göttingen 2016 die Vertretung der wissenschaftshistorischen Lehre im deutschsprachigen Raum deutlich verändert und damit häufig auch ihre Themen und Formen in der Lehre. Nach der jüngsten vielstimmigen Diskussion über die Zukunft der Wissenschaftsgeschichte insbesondere auch im Spannungsfeld zu einer Wissensgeschichte [2], stellt sich die Frage, welche Wirkung diese Phase der Selbstvergewisserung des Faches auf die Lehre hat, haben sollte oder auch nicht haben sollte.
** Wir bitten hierfür bis zum 31. Januar 2020 um Vorschläge. **
* Besonders erwünscht ist auch die Teilnahme des wissenschaftlichen Nachwuchses, der häufig integrale Teile der Lehre übernimmt.
* Darüber hinaus können sich Absolventinnen und Absolventen mit BA oder MA in Wissenschaftsgeschichte aus den letzten drei Jahren für einen Workshop bewerben, auf dem sie gemeinsam Thesen zur Lehre aus der Sicht der Studierenden erarbeiten und in die Diskussion einspeisen. Bewerbung bitte mit einem kurzen CV und Motivationsschreiben.
Reise- und Unterkunftskosten können für Absolventen und Nachwuchs übernommen werden, sowie für Vortragende, sofern sie dafür nicht auf geeignete Mittel ihrer Institutionen zurückgreifen können.
Für Rückfragen stehen wir gerne zur Verfügung und freuen uns auf den Austausch.
Arne Schirrmacher Arne.Schirrmacher@hu-berlin.de
Christina Brandt christina.brandt@uni-jena.de
So vielfältig, innovativ und in alle Richtungen Verbindungen knüpfend, wie sich die wissenschaftshistorische Forschung in den letzten Jahrzehnten entwickelt und Beachtung gefunden hat, so dringend stellt sich die Frage nach dem disziplinären Kern des Faches, welcher sich in erster Linie in der Lehre manifestiert. Sie definiert, was Wissenschaftsgeschichte ist, indem sie den Nachwuchs ausbildet und Gegenstandsbereiche, Methoden sowie Frage- und Anwendungshorizonte umreißt. Das tut sie als eine historische Wissenschaft, die schon lange nicht mehr nur naturwissenschaftliche Wissensproduktion betrachtet, und als ein Fach, das Orientierungswissen vermittelt und das sowohl ein besonderes historisch gewachsenes kritisches Potential wie eine eigene Methodenkompetenz mitbringt, die es etwa von der Wissenschaftsforschung, -philosophie, -soziologie oder auch der Kulturwissenschaft unterscheidet. In einer Zeit der „alternativen Fakten“ ist die Wissenschaftsgeschichte prädestiniert, die organisierten, systematischen und kritisch reflektierenden Formen der Wissensproduktion als sozial verankerte Praktiken in ihrer Entwicklungen klar aufzuzeigen. Daraus ergeben sich vielfältige Aufgaben für die Lehre sowohl in eigenen Studiengängen wie als Erweiterung von anderen natur-, geistes- und sozialwissenschaftlichen Studienangeboten. Je nach Etablierung und fachlichen Verankerung in der Geschichte, Philosophie oder Naturwissenschaft haben die verschiedenen Professuren für Wissenschaftsgeschichte im deutschen Sprachraum natürlich eigene Lehrprofile. Die Tradition der Überblick gebenden Epochenvorlesungen ist schon länger nicht mehr an allen Standorten üblich (oder stößt schnell an Grenzen, will man etwa die Entwicklungen der Naturwissenschaften parallel mit der von Human- oder Geisteswissenschaften darstellen) und die geringe Größe des Instituts- oder Lehrstuhlpersonals bringt unterschiedliche Schwerpunkte des Lehrangebots zwangsläufig mit sich. Dennoch kann auch die Wissenschaftsgeschichte – und wer sollte das besser wissen als sie – nur dann eine Disziplin sein und Lehre sinnvoll durchführen, wenn sie einen Identitätskern behauptet, aus dem sich Gegenstand, Methode und Anspruch ableiten.
Folgende Themenfelder haben sich bisher herauskristallisiert, die in Präsentationen Diskussionen behandelt werden sollen.
(1) Gibt es einen Kern der wissenschaftshistorischen Lehre – inhaltlich wie methodisch? Welche Erfahrungen wurden beispielsweise mit Einführungskursen oder Grundvorlesungen gemacht? Welche Perspektiven der Weiterentwicklung gibt es?
(2) In welchen Formen wird Wissenschaftsgeschichte in eigenen Studiengängen oder innerhalb anderer Studiengänge gelehrt? Und wie kann ohne eigene Studiengänge der Wert wissenschaftshistorischer (Zusatz-)Qualifikation aufgezeigt werden?
(3) Welche Probleme/Chancen ergeben sich aus den unterschiedlichen Einbindungen in historische, philosophische und naturwissenschaftliche Institute in Bezug auf Lehre?
(4) Welche Formen der Lehre können für ein breites Interess(ent)enfeld sinnvoll sein? Wie entwickelt sich überhaupt das Interesse der Studierenden bzw. auf welche Weise gewinnt man diese für die Wissenschaftsgeschichte? Gibt uns hierfür der international Vergleich Anregungen? [3]
(5) Wie gehen wir mit der Spannung zwischen Wissenschafts- und Wissensgeschichte um? Wie mit der Breite wissenschafts- und wissenshistorischer Forschung im Kontrast mit dem notwendigerweise begrenzen Umfang des Kurrikulums?
(6) Welche neuen Methoden und Formen der Lehre haben sich für die Wissenschafts- und Wissensgeschichte als besonders geeignet herausgestellt? (etwa: Co-Teaching, Forschungsorientierung, digital ...)
Vorschläge von Beiträgen, die entweder eine Präsentationen einer Lehrveranstaltung oder ein (erprobten) Lehr-Konzepts vorstellen, sich als ein Impuls-Beitrag für eine (Podiums-)Diskussion eignen und auch konzeptionellen Überlegungen einbringen können oder welche innovative Lehrformate zur Diskussion stellen, sind besonders erwünscht. Selbstverständlich sind auch weitere Themen willkommen.
Für die Vorschläge gibt es keine vorgeschriebene Form, sie sollten möglichst konkret sein, können aber gern Alternativen der Präsentation anregen, etwa neben der Form der Einzelpräsentation auch als Impuls-Beitrag, als (Streit-)Gespräch mit einem Wunschpartner etc. Es ist geplant zur Programmgestaltung den Beteiligten eine Online-Plattform zur Verfügung zu stellen, auf der das endgültige Programm gemeinsam entwickelt werden kann.