Wissenschaft und Diplomatie. Das Beispiel der Max-Planck-Gesellschaft und die Entwicklung ihrer Beziehungen zur Sowjetunion und China

Wissenschaftshistorisches Seminar

Vortrag von Univ.-Prof. (i.R.) Dr. Carola Sachse (Wien)

Leopoldina-Zentrum für Wissenschaftsforschung, Halle (Saale)

Hybrides event

  • Datum: Dienstag, 8. April 2025
  • Uhrzeit: 18:00
  • Ort: Lesesaal, Emil-Abderhalden-Str. 36, 06108 Halle (Saale) und Online

Das Zusammenspiel von Wissenschaft und Diplomatie während des Kalten Krieges ist in den letzten Jahren verstärkt in den Fokus der Wissenschaftsgeschichte gerückt. Die Max-Planck-Gesellschaft (MPG) hingegen drängte es nach der hochproblematischen Einbindung ihrer Vorgängerin, der Kaiser Wilhelm Gesellschaft, in die NS-Expansions- und Vernichtungspolitik keineswegs erneut auf die internationale politische Bühne. Nach ihren Vorstellungen sollte universal gültiges Grundlagenwissen möglichst frei über nationale Grenzen hinweg flottieren, Kollegen im In- und Ausland ungeachtet aller politischen Differenzen miteinander kooperieren können.

Tatsächlich fand sich die MPG während des Kalten Krieges gerade gegenüber den beiden größten ideologischen und geopolitischen Gegenspielern des Westens in zwei höchst differenten Rollen wieder: Im Falle der Sowjetunion wurde sie seitens der staatlichen Außenpolitik immer wieder darin behindert, hochattraktive wissenschaftliche Kooperationen einzugehen. Im Falle Chinas hingegen übernahm sie die Rolle des diplomatischen Türöffners für die bundesdeutsche Wirtschaft und des Entwicklungshelfers für die chinesische Wissenschaft – eine langjährige Doppelrolle, in der die MPG sich für den globalisierten Wissenschaftsbetrieb des 21. Jahrhunderts fit machen konnte. Die jüngsten geopolitischen Entwicklungen stellen hingegen gerade die wissenschaftlichen Kooperationen mit russischen und chinesischen Partnerorganisationen in Frage.

Carola Sachse ist Professorin (i.R.) an der Universität Wien und unterrichtete dort bis 2016 Zeitgeschichte. Sie veröffentlichte im Bereich der Geschlechter-, Sozial- und Wissenschaftsgeschichte des 20. Jahrhunderts. Bis 2024 forschte sie als Gastwissenschaftlerin am Max-Planck-Institut für Wissenschaftsgeschichte zu den internationalen Beziehungen der Max-Planck-Gesellschaft.

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